Was ist New Work?
Die Arbeitswelt befindet sich in einem kontinuierlichen Wandel. Bei New Work handelt es sich um ein Konzept neuer Arbeitsformen in Zeiten der Digitalisierung, der Globalisierung und des demographischen Wandels. Beispiele für New Work sind das Home Office, Work Life Blending und Crowdworking. Besonders Flexibilität, Agilität und Weiterbildung spielen in der neuen Arbeitswelt eine zentrale Rolle.
Die Entstehung des Konzepts
Der Begriff „New Work“ („Neue Arbeit“) geht auf den Sozialphilosophen Prof. Dr. Frithjof Bergmann zurück. Bergmann gilt als Begründer des Konzepts. Ursprünglich ist das Konzept sehr politisch: Der Ausgangspunkt für Bergmanns Visionen war ein Besuch in den Ostblockländern zwischen 1976 und 1979. Bergmann hielt den Sozialismus für nicht zukunftsfähig. Mit dem Konzept Neue Arbeit versuchte er einen Gegenentwurf zum Sozialismus zu entwickeln. Das Konzept basiert auf der Beobachtung, dass sich unsere Gesellschaft in einem Paradigmenwechsel befindet. In der Zeit der Industriegesellschaft kann von „Old Work“ gesprochen werden. Anders als im „Old Work“ Konzept werden bei New Work Prinzipien der modernen Wissens- und Informationsgesellschaft einbezogen. Die individuellen Wünsche und Bedürfnisse von Arbeitnehmern spielen heute, anders als in der Vergangenheit, eine wichtige Rolle.
Der Stellenwert
Durch die Digitalisierung, durch neue Technologien, durch die Automatisierung und durch die umfassende Vernetzung sind bestimmte Berufe mit der Zeit verschwunden. Die industrielle Produktion hat sich ebenfalls grundlegend verändert. Qualifiziertes und motiviertes Fachpersonal, beispielsweise aus der Generation Y, lässt sich heute nicht mehr nur allein durch Status und Geld recruitieren. Personalverantwortliche stehen daher vor neuen Herausforderungen. Arbeitnehmer möchten sich heute in ihrer Arbeit frei entfalten und selbstbestimmt agieren. Auch die kontinuierliche Weiterentwicklung und die Wertschätzung sind vielen Arbeitnehmern heute sehr wichtig. Unternehmen, die die Wünsche potenzieller Mitarbeiter erkennen und bereit sind, diese zu erfüllen, sind für Bewerber deutlich attraktiver. Da Unternehmen aus allen Branchen abhängig von zufriedenen Mitarbeitern sind, bietet das Konzept Neue Arbeit eine Art Win-Win-Situation für Unternehmen und Arbeitnehmer.
Die Integration in den Arbeitsalltag
Um moderne Konzepte erfolgreich in den Arbeitsalltag zu integrieren, muss ein Unternehmen die Visionen als Chance betrachten und ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass Arbeit und individuelle Freiheit nicht im Widerspruch zueinander stehen. Mit dem Konzept Neue Arbeit wird versucht, Ansätze aus der beruflichen Weiterentwicklung mit der persönlichen Entfaltung in Einklang zu bringen. Dies sollten Unternehmer stets im Hinterkopf behalten. Damit New Work in der Praxis funktionieren kann, müssen Unternehmen hierfür einige wichtige Voraussetzungen schaffen.
So muss zum Beispiel eine IT-Infrastruktur etabliert werden, die es allen Mitarbeitern ermöglicht, zeit- und ortsunabhängig zu arbeiten. Dabei müssen das Arbeitsrecht und die Gesundheitsförderung berücksichtigt werden. Smarte Bürokonzepte und ein angemessener Führungsstil auf Augenhöhe runden den modernen Arbeitsplatz ab.
Es gilt: Holokratie statt Hierarchie. Holokratie beschreibt einen Führungsstil, der ohne Hierarchien auskommt. Alle Holons (selbstständige Einheiten an Mitarbeitern) sind an ein festes internes Regelwerk gebunden.
Auf die Schulung kommt es an
Im Rahmen der Umstellung des Arbeitsplatzes ist das Personal gefordert, sich mit der IT-Infrastruktur des Unternehmens auseinanderzusetzen. Personalverantwortliche müssen ihre Mitarbeiter in der Anwendung der Hard- und Software schulen. Wissen gilt in der modernen Arbeitswelt als wertvollste Ressource. Wichtige Elemente des Konzepts „Knowledge Worker & Learning Worker“ sind kontinuierliches Lernen und Weiterbildung im Job auf der einen Seite sowie Innovation und Kreativität auf der anderen Seite. Der „Knowledge Worker“ muss beides in sich vereinen. Er sollte in der Lage sein, kreativ zu denken und auch neue und innovative Strategien entwickeln können. Bei Wissen handelt es sich nicht um eine gegebene oder angeborene Eigenschaft, sondern um Erlerntes. In diesem Kontext kommt der „Learning Worker“ ins Spiel: Um immer auf dem aktuellen Wissensstand zu sein, müssen sich Arbeitnehmer regelmäßig in unterschiedlichen Bereichen fortbilden. Für dieses kontinuierliche Fortbilden reicht ein einfacher E-Learning-Kurs in der Regel nicht aus. Es geht nicht darum, Themen „abzuhaken“, sondern darum, sich neue Lernmöglichkeiten und Denkarten anzueignen. Der Arbeitsplatz der Zukunft legt einen großen Wert auf die regelmäßige Fortbildung und auf ein lebenslanges Lernen. Moderne Schulungsräume und neue Technologien legen hierfür den Grundstein.
Das neue Arbeiten
Beim Konzept Neue Arbeit steht im Vordergrund, dem Mitarbeiter eine möglichst flexible Lebensgestaltung zu ermöglichen. Dies kann beispielsweise durch Home Office, Work Life Blending und Crowdworking realisiert werden. Eine strenge fachliche Trennung von Teams wird ersetzt durch gemischte Arbeitsgruppen, die interdisziplinär zusammenarbeiten. Auch die Zuweisung fester Arbeitsplätze entfällt. Beim aktuell richtungsweisenden „Desk Sharing“ können Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz frei wählen.
Drei neue Arbeitsformen der Zukunft
- Das agile Arbeiten
Durch das agile Arbeiten soll schneller und flexibler auf Veränderungen reagiert werden. Kompetenz ist wichtiger als Hierarchie. Beim agilen Arbeiten sind kurzfristige Ziele, regelmäßige Feedbacks, kleine Arbeitsgruppen und kurze Entscheidungswege wichtig. Mit dem Ziel, die Organisation von Projekten zu erleichtern und ein unproduktives Multitasking zu unterbinden, werden agile Methoden (zum Beispiel Scrum oder Kanban) eingesetzt. Teil des agilen Arbeitens ist auch der Entwicklungsansatz „Design Thinking“. Hierbei handelt es sich um einen kreativen Ansatz, der dabei helfen soll, bestehende Probleme zu lösen und neue Ideen zu entwickeln. Dabei wird auf eine kreative und interdisziplinäre Arbeitsweise vertraut. - Das Work Life Blending
Ziel der neuen Arbeitsform Work Life Blending ist es, Beruf und Privatleben miteinander zu verknüpfen. Dafür werden die Arbeitszeit und die freie Zeit nicht mehr streng voneinander getrennt, wie dies zum Beispiel im Konzept Work Life Balance vorgesehen ist. Wenn Arbeitnehmer bereit sind, in ihrer Freizeit geschäftliche E-Mails zu beantworten, dürfen diese in der Arbeitszeit auch schon einmal ein privates Telefonat führen.
Durch die Vermischung Berufs- und Privatleben sollen Schuldgefühle abgebaut werden. Auch soll die Arbeit so insgesamt produktiver und flexibler gestaltet werden. Maßnahmen, um Work Life Blending erfolgreich zu integrieren, können beispielsweise Gesundheits- und Freizeitangebote, eine Vertrauensarbeitszeit, flexible Arbeitszeiten und Home Office sein. - Das Crowdworking
Crowdworker bieten ihre Leistungen online auf Plattformen an und können ihren Arbeitsort selbst bestimmen. Unternehmen beauftragen Crowdworker insbesondere dann, wenn umfangreiche Aufgaben, für die ein fundiertes Wissen über die Strukturen des Unternehmens nicht von Bedeutung sind, zeitnah erledigt werden müssen. Derzeit wird Crowdworking in der Regel als Nebenverdienst betrieben. Viele Unternehmen verzichten noch nicht auf ein festes Stammpersonal. Es entstehen aktuell jedoch immer mehr Crowdworking-Plattformen, die klar die Trendumkehr vom Festangestellten zum Freelancer untermauern.
Fazit zur Zukunftsfähigkeit
Betriebe stehen aktuell vor der Herausforderung, die New Work Prinzipien in die neue Arbeitswelt zu integrieren. Dabei steht im Vordergrund, das Bewusstsein von Unternehmern und Mitarbeitern zu ändern und die Notwendigkeit der Transformationsprozesse zu verstehen. Der Wechsel zur örtlichen Flexibilität in der Arbeitswelt ist bereits ein großes Thema in der modernen Berufswelt, wird jedoch bislang von der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft oftmals ignoriert. Bis die modernen Ideen vollständig implementiert werden, ist es noch ein weiter Weg. Die New Work Ideen sind mit Chancen und Risiken für alle Beteiligten verbunden. Letztlich bietet das Konzept jedoch mehr. Handlungsfreiheit führt in der Folge zu mehr Zufriedenheit, Kreativität, Individualität und Produktivität.